Fighting Spirits geben Kraft zum Leben
„Keep calm and feel the fighting spirits“ – Bewahre Ruhe und fühle die kämpfenden Geister – ist auf dem schwarzen T-Shirt von Alina Vahlhaus zu lesen. Für die 18-jährige Abiturientin des Clara-Schumann-Gymnasiums Dülken ist dies nicht einfach nur ein Spruch, sondern ein Lebensmotto. Denn die Fighting Spirits geben der blinden jungen Frau aus Schwalmtal die Kraft, die sie braucht, um mit ihrer Krebserkrankung leben zu können. Hinter dem Namen verbirgt sich zweierlei: Zum einen handelt es sich um einen Verein und zum anderen um eine Musikgruppe, die aus jungen Menschen besteht, die mit einer schweren Erkrankung leben oder ein Handicap haben.
Ungeheurer Motivationsschub für kranke Jugendliche
Alina ist ein Mitglied der ersten Stunde. Als alles begann, gab es den Namen Fighting Spirits noch nicht. Es war Frank Gottschalk, Ergotherapeut der Abteilung Onkologie der Düsseldorfer Uniklinik und selbst Cajon-Spieler, der ein Musikprojekt in Form eines mobilen Tonstudios aus Bayern nach Düsseldorf holte. „Wenn man so viele Tage in der Klinik lebt, ist es mehr als nur schön, etwas anderes erleben zu dürfen“, sagt Alina.
Gemeinsam mit etlichen anderen schwer erkrankten Jugendlichen aus der Uniklinik textete man mit Profis, legte Refrains fest, bestimmte die Musikrichtung, in die es gehen sollte, und nahm den Song auf. Nach einem Tag Arbeit gab es abends eine CD mit dem eigenen Lied. Ein ungeheuerer Motivationsschub für die kranken Jugendlichen.
Bekanntheit durch José-Carreras-Gala
„Die Musik, das gemeinsame Arbeiten, all das hat mir Kraft gegeben“, berichtet Alina. Ein Jahr später rückte das mobile Tonstudio wieder an. Der Song „Wir werden leben“ wurde getextet und aufgenommen. Der Sänger Laith Al Deen, bekannt unter anderem durch den Song „Bilder von dir“, wurde auf das Projekt aufmerksam und textete den Song „Wieder geboren“ für die Jugendlichen, die sich inzwischen Fighting Spirits nannten. In Köln wurde das Lied aufgenommen.
Durch die José-Carreras-Gala 2011, während der das Lied gesungen wurde, gab „es eine förmliche Explosion“, berichtet Alexandra Vahlhaus, die Mutter von Alina. Ihr kam die Idee, einen gleichnamigen Verein ins Leben zu rufen und eine Homepage aufzubauen. Das Ziel: Musikprojekte nicht nur einmal im Jahr zu ermöglichen, sondern ein kontinuierliches Angebot zu schaffen, das auch über die Uniklinik Düsseldorf hinausgehen soll.
„Musik heilt und verbindet“
„Musik heilt und verbindet. Wir wollen so viele schlecht motivierte kranke Jugendliche aus ihrer Situation herausholen, wie es uns nur möglich ist. Unser Name ist dabei Programm“, sagt Vahlhaus. Mittlerweile proben die 30 Musiker, die Chor und Band bilden, jeden Dienstag in Räumen der Uniklinik Düsseldorf. Die Musik gibt den von der Krankheit gezeichneten Jugendlichen und jungen Erwachsenen Hoffnung, dass doch alles gut wird. „Einer unserer Trompeter hat es nicht geschafft. Aber wir haben ihn bis zum Tod begleitet. Wir sind wie eine große Familie, in der man sich gegenseitig stützt“, sagt Alina leise.
Ihr eigenes Lebensmotto lautet „Kopf hoch, egal in welcher Situation“. Dass ihr dieses Motto und die Musik helfen, hat Alina schon unter Beweis gestellt: Als sie die Ersterkrankung traf, sprach man ihr ab, je das Abitur zu machen. Derzeit steckt sie am Clara-Schumann-Gymnasium mittendrin.