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„Kampfgeist und Lebensmut“ Die „Fighting Spirits“ sind weit mehr als nur eine Musikband

„Kampfgeist und Lebensmut“ Die „Fighting Spirits“ sind weit mehr als nur eine Musikband

WIR Zeitschrift Deutsche Kinderkrebsstiftung 3.13 Interview: Klaus Riddering
Die “Fighting Spirits” stehen für Kampfgeist, Lebensmut und Lebensfreude.
Mit dem außergewöhnlichen Musik-Projekt, das der Ergotherapeut Frank Gottschalk in der Düsseldorfer Kinderonkologie ins Leben gerufen hat,
versuchen Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene nicht nur ihre
Krebserkrankung zu vergessen, sondern auch sich gegenseitig zu helfen,
Selbstbewusstsein und Motivation zu tanken und somit –
nach einer meist langen und
entbehrungsreichen Klinikzeit – das Leben wieder zu genießen.
„Unser Motto heißt: niemals aufgeben“, so die
1. Vorsitzende des Fördervereins Fighting Spirits, Alexandra Vahlhaus,
im nachfolgenden WIR-Interview.

WIR: Wie ist die Idee für das ungewöhnliche Projekt entstanden?
Vahlhaus: Dabei stand vor allem die Überlegung im Vordergrund, Kinder über das Medium Musik in einem Projekt zu
vereinen und ein musikalisches Dankeschön zu erarbeiten für alle, die sie in der Therapiezeit begleiten und begleitet haben.

WIR: Wer sind die Fighting Spirits ?
Vahlhaus: Das sind die vielen unterschiedlichen Teilnehmer dieses Projekts: einer hört schlecht, einer sieht nichts, einer kann nicht laufen, einer sitzt im Rollstuhl, manche haben Prothesen oder keine Haare, die Organe sind nachhaltig
geschädigt, einige sind noch schwach und ihr innerer Motor ist erlahmt. Aber alle haben sie eines gemeinsam: die Diagnose Krebs und den unbedingten Willen, diese Krankheit zu besiegen. Sie stehen für Kampfgeist, Lebensmut und
Lebensfreude

WIR: Aus dieser Idee ist inzwischen der Förderverein der Fighting Spirits e.V. entstanden.Was genau ist Aufgabe und
Ziel dieses Fördervereins?
Vahlhaus: In diesem Projekt schaffen sich unsere Kinder, Jugendlichen und jungen Erwachsenen dadurch einen Ausgleich, dass sie gemeinsam Musik machen, echte Freundschaften schließen und sich gegenseitig helfen, Schlimmes
zu verarbeiten. Auch die Eltern und Freunde der Betroffenen haben erkannt, dass mit diesem Projekt etwas Starkes und bisher Einzigartiges in Bewegung geraten ist, das unbedingt gefördert und unterstützt werden muss. Die Kinder machen eine Musik, die ihnen die Möglichkeit gibt, sich auszudrücken, Erfolge zu haben, dadurch Selbstbewusstsein und Motivation zu tanken und somit – nach einer meist langen und entbehrungsreichen Klinikzeit – das Leben wieder zu genießen. Der Förderverein, bestehend aus Familienangehörigen der Betroffenen, Ex-Patienten und Freunden, setzt die Wünsche
der Kinder um, generiert Spenden um Auftritte, Instrumente, Fahrten, Proben, kleine und große Events möglich zu machen, sorgt für die Verpflegung, eine Homepage und organisiert im Team die Abläufe. Inzwischen ist die gesamte
Gruppe mit Band und Team auf knapp 25 Personen angewachsen.

WIR: Wie haben sich die Bandmitglieder zusammengefunden?
Vahlhaus: Da Frank die Kids durch die Therapie begleitet, werden sie von ihm praktisch „angeworben“. Geschwister,
Freunde und Therapeuten fanden die Idee prima und gesellten sich dazu.

WIR: Musik quasi als Motivation und Therapie…?
Vahlhaus: Musik machen, gemeinsam etwas erarbeiten etwas bewegen, als „normal“ angesehen werden – anderen
Erkrankten zeigen, dass doch „etwas geht“. Klar spielt da die Musik neben den entstandenen Freundschaften und
dem gewachsenen Zusammenhalt eine sehr große und wichtige Rolle. Musik heilt und ist der Kernfaktor des Projektes! Seit 2010 findet jährlich über Sponsorengelder finanziert ein Musikworkshop statt. Die Kinder und Jugendlichen texten, komponieren und binden ihre Gefühle und Gedanken in Text und Musik ein. Mit professioneller Unterstützung durch das Team von Teamlife-Lifenotes
entsteht innerhalb eines Tages ein Song als CD, der authentisch und gefühlvoll alle Emotionen der Patienten widerspiegelt. In jeder Textzeile steckt ein Stückchen Seele.

WIR:Und in dieser Gemeinschaft fällt es leichter, die Krankheit
zu verarbeiten…
Vahlhaus: Jeder Einzelne spürt den Spirit, die Wärme und den Glanz, den diese Gemeinschaft und Freundschaft ausmacht, in der man sich gegenseitig respektiert, sich einig ist und sich nicht erklären muss. Daraus entsteht eine Kraft
und eine Motivation, die „etwas bewegt“. Die Art und Weise, mit der Grenzerfahrung Krebs fertig zu werden, mit den Nebenwirkungen, den Langzeitschäden aber auch den persönlichen und sozialen Veränderungen zu leben, ist so
vielfältig und individuell wie die Betroffenen. Gemeinsam ist man stark.

WIR: Wer kann bei den Fighting Spirits mitmachen?
Vahlhaus:Vorrangig Patienten der Kinderonkologie Düsseldorf, aber auch Menschen mit ähnlichen Erkrankungen.
Freunde, Geschwister und Begleiter aus der langen intensiven Zeit der Erkrankung. Voraussetzung ist der Spaß am „Musik machen“.

WIR: Wie oft wird geprobt?
Vahlhaus: Jeden Dienstag auf dem Gelände der Uniklinik Düsseldorf, damit auch stationär aufgenommene Patienten
teilnehmen können. Dies fordert auch dem Ärzteteam der Kinderonkologie einiges ab. Manchmal werden die Patienten aufwendig für Proben oder Events eingestellt, sogar Chemos verschoben, um eine Teilnahme zu realisieren. Die Räumlichkeiten werden unentgeltlich zur Verfügung
gestellt. Ohne Hilfe der Ärzte und der verschiedenen Institutionen der Uniklinik Düsseldorf wären die Aktionen nicht umsetzbar.

WIR: Das Ergebnis gibt Ihnen recht. Es hat in den letzten Monaten ja bereits einige durchaus spektakuläre Auftritte gegeben.
Vahlhaus: Die Dankeschön-Gala in einer Kirche in Düsseldorf im Mai 2011 brachte den Stein ins Rollen. Mit Ärzten, Patienten, Ex-Patienten und vielen Freunden und Verwandten wurde ein wunderbarer Abend mit Musik und Theater
verbracht. Die Presse war großartig. Mit Laith Al Deen wurde einige Monate später ein gemeinsamer Song aufgenommen und es folgte eine Einladung in die
José-Carreras-Show nach Leipzig. Auf Grund der hohen Zuschauerzahlen und des gelungenen Auftrittes haben wir schon einige liebe Briefe beantworten dürfen. In der Carmen-Nebel-Show im September 2012 in Berlin haben wir erstmals unseren
eigenen Song „Gewinner“ performen können. Das war für uns ein ganz besonderes Highlight. Inzwischen haben sich
Kontakte zu Menschen und Patienten auch in ganz Deutschland aufgebaut. Unser größter Fan lebt in Kiel. Über die Social Networks halten wir die Kontakte aufrecht und kommunizieren alle Neuigkeiten. Nach der Kinderlachen-Gala in Dortmund im letzten Dezember haben unsere Spirits
sehr bewegende stehende Ovationen genießen können. Besonders toll war auch unser Auftritt in der Reha-Klinik
Bad Oexen im Mai. Den onkologischen Reha-Kids zu zeigen, was alles möglich ist.

WIR: Lässt sich ein Projekt in dieser Größenordnung überhaupt noch ohne Helfer und Sponsoren realisieren?
Vahlhaus: Klares NEIN – Wir sind auf viele Helfer angewiesen. Da wären die Eltern, die bei Wind und Wetter so manche 100
Kilometer fahren, nicht alle kommen aus Düsseldorf. Die Ärzte, die umständliche, zeitintensive Einstellungen zur
Teilnahme der Patienten durchführen, die Band – die alle Wünsche der Kids auch in ihrer Freizeit probt und das musikalische Know How mitbringt, das Courtyard Marriott Hotel im Düsseldorfer Hafen, Gastmusiker, Moderatoren vom
WDR, Firmen, die CD ́s produzieren, die Homepage-Erstellung finanzieren, uns mit Kaffee versorgen und Freunde, die Filme, Dokus und Fotos machen.

 

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